Es war gegen Abend an einem kalten Wintertage. Die Leute in der großen Stadt liefen beschäftigt hin und her. Viele Mütter führten ihre Kinder an der Hand und eilten einem großen Platze zu. Auf dem Platze standen viele Buben, denn es war Weihnachtsmarkt. Viele herrliche Sachen gab es dort, die das kleine Herz erfreuten. An einer von Lampen hell beleuchteten Stelle sah man prächtige Puppen aller Art; Dort gab es Flinten, Säbel, Trommeln, viele Schachteln gefüllt mit Bleisoldaten und noch vieles mehr. Fröhliche Kinder besahen sich die Sachen in den Buden. An einer dieser Buden stand eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn Karl. Er ließ sich bereits einen großen Pfefferkuchen schmecken. Als er ihn aufgegessen hatte, schaute er umher und bemerkte einen Knaben, der ganz vertieft schönen Sachen ansah. Keine Mutter führte den kleinen Knaben an der Hand. Er trug ein ganz dünnes Jäckchen und seine Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt, damit sie ein wenig warm würden. Am Arme trug er einen leeren Korb – wahrscheinlich hatte er etwas fort getragen. Da sagte Karl: „Mutter, ich habe noch einen Pfefferkuchen, darf ich ihn dem armen Knaben geben?“ Die Mutter sagte: „Ja, das darfst du, aber warte, wir wollen ihm noch eine Freude machen.“ Sie kaufte nun eine Schachtel voll Spielsachen; darin war ein Bauernhof mit allerlei Vieh. Dann sagte sie zu Karl: „So, jetzt nimm die Schachtel und den Pfefferkuchen und lege es ganz still in seinen Korb, so, dass er nichts merkt.“ Karl machte, wie seine Mutter es ihm gesagt hatte. Nun gingen sie ein wenig zurück, um zu beobachten , was der arme Knabe machen würde wenn er die Sachen in seinem Korb sehe. Der Knabe stand noch eine Zeitlang da. Endlich schlug die Glocke 6 Uhr. Der Knabe drehte sich um, und wollte heimgehen. Da bemerkte er die Sachen in seinem Korb. Er war aber mehr erschrocken als erfreut darüber. Schnell rief er zu der Frau, die in der Bude stand, er wisse nicht, wie die Sachen in seinen Korb gekommen seien, sie gehören ihm nicht. Die Frau aber sagte ganz freundlich: „Das wird dir das Christkindchen hineingelegt haben. Behalte es nur in Gottes Namen.“ Als der arme Knabe das hörte, strahlte sein ganzes Gesicht vor Freude. Schnell nahm er seinen Korb und ging davon. Auch Karl, der jetzt mit seiner Mutter wieder hervorkam, war ganz glücklich. Eine einfach gekleidete Frau ging auf Karls Mutter zu und sagte: „Da haben Sie jemandem eine große Freude bereitet. Ich kenne die Eltern des Knaben. Es sind redliche Leute, aber sehr arm. Sein Vater ist Schreiner, der lange Zeit krank war und jetzt, da er wieder gesund ist, keine Arbeit hat. Es ist große Not bei ihnen.“

Als Karl mit seiner Mutter heimging, dachte er immer wieder an die Freude des armen Knaben, und war ganz glücklich dabei. Auf einmal sagte er: „Mutter, der arme Knabe denkt, das Christkindchen hätte ihm die Sachen in den Korb gelegt.“ Die Mutter erwiderte: „Denk einmal nach. Kam dir nicht vorhin plötzlich der Gedanken, du solltest dem armen Knaben deinen Pfefferkuchen geben?“ Karl sagte: „Ja, Mama, es war, als hätte es mir jemand gesagt.“ Die Mutter antwortete: „Das ist das Christkind, der liebe Heiland gewesen, der dir den guten Gedanken eingegeben hatte; er hatte es also durch dich getan.“ Karl freute sich sehr, als ihm die Mutter noch mehr von Jesus erzählte.

Als sie nach Hause kamen, erzählte die Mutter alles dem Vater. Er sagte: „Da will ich gleich selbst hingehen um zu sehen, ob wir dem Schreiner nicht helfen können. Er ging zu dem Schreiner und bestellte gleich einige einfache Möbel. Da sah er dann die große Not. Die Stube war ganz kalt, denn sie hatten kein Geld um Holz zu kaufen. In der Ofenecke stand ein ganz elendes Bettchen, in dem ein krankes Kind lag. Sein bleiches Gesichtchen strahlte aber ganz fröhlich, denn auf dem Bettchen lag das Spielzeug ausgebreitet und daneben saß sein Bruder. Karls Vater war voll Freude, denn er sah, dass es ein guter Knabe war.

Nun ging er zu einigen Freunden und bat um Geld für Holz. Sie sorgten auch für Essen, warme Kleidung und vor allem für Arbeit. So war den armen Leuten aus der Not geholfen.

Als es wieder Weihnacht wurde, kam der Schreiner vorbei und schenkte aus Dankbarkeit Stühle dazu. Er erzählte, dass es ihnen jetzt gut gehe. Er dankte Karls Vater von ganzem Herzen – noch mehr aber dem lieben Heiland. Karl sagte: „Das hat doch alles das Christkind getan.“