Schlagwörter: Ehre, Haltung, hoffen, Stolz, verlangen

Vor ein paar Tagen habe ich im Radio eine Frau gehört, die von ihren Erlebnissen in England erzählt hat. Neben anderen Ereignissen hat sie an einer Veranstaltung teilgenommen, bei der die Queen an die Öffentlichkeit trat. Leider stand die Frau an einer ungünstigen Stelle, so dass sie nicht in die Nähe der Queen durchdringen konnte. In dem Radiointerview sprach sich die Frau zuversichtlich aus, beim nächsten Auftritt der Queen in ihre Nähe zu gelangen. Sie sagte: „Ich hab jetzt herausgefunden, an welcher Stelle ich mich positionieren muss…“

Immer wieder kann man lesen, wie sich bei der Begegnung der Fans mit prominenten Personen bewegende Szenen abspielen. Mehrere Stunden Wartezeit ist da noch harmlos. Absperrungen werden durchbrochen, es gibt Streit um ein Autogramm und Nervenzusammenbrüche vor lauter Euphorie sind oft an der Tagesordnung. Der Grund hierfür ist das menschliche Verlangen nach Idolen. Der Mensch will als Fan an seinem Ruhm, Glanz und seiner Ehre teilhaben. Oft nach dem Motto: „Wenn ich dieses Ansehen selber nicht erreichen kann, will ich es wenigstens an denen sehen, die ich verehre“. Wenn die Mutter alt geworden und ihre Schönheit verblüht ist, will sie ihre Schönheit und ihren Stolz an ihrem geliebten Sohn sehen. Wenn sich ein Soldat nur wie ein verlorenes Teilchen in einer kolossalen Militärmaschinerie sieht, so ist die gewonnene Schlacht auch „sein Sieg“. Der Stolz kann auch über Umwege befriedigt werden.

Als Samuel, der Richter über Israel, alt wurde, verlangte das Volk nach einem König, den sie verehren könnten. Dieser Wunsch missfiel Gott und er missfiel auch Samuel. „Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören. Und sie sagten: Nein, sondern ein König soll über uns sein, damit auch wir sind wie alle Nationen, und dass unser König uns richtet und vor uns her auszieht und unsere Kriege führt.“ (1. Sam 8,19-20). Auch hier wollte das Volk eine repräsentative Person über sich haben, selbst wenn sie diesem König als Knechte dienen und ihm Abgaben zahlen müssten. Nun machte sich Samuel auf, nach einem geeignetem König zu suchen, und Gott zeigte ihm, nach welchen Kriterien er den Menschen beurteilen soll. Als Samuel den älteren Sohn des Isais vor sich sah, war er beeindruckt von seiner äußerlichen Gestalt und wollte diesen zum König über Israel salben. Lasst uns die Antwort Gottes in 1. Sam 16,7 lesen: „Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und auf seinen hohen Wuchs! Denn ich habe ihn verworfen. Denn der HERR sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber der HERR sieht auf das Herz.“ Dessen muss sich ein Gläubiger bewusst sein: Nicht das Sichtbare ist wertvoll – es ist vergänglich! -, sondern das Innere des Menschen. König David beurteilte die Menschen auch nach ihrem inneren Wert. Er sagte: „In meinem Haus soll nicht wohnen, wer Trug übt. Wer Lügen redet, soll nicht bestehen vor meinen Augen.“ (Ps. 101,7). „Die Gemeinen hasse ich…“ (Ps 119,113).

Wie ist unsere Haltung gegenüber angesehenen Personen? Bewundern wir sie auch dann noch, wenn wir erfahren, dass sie in Finanzfragen, in der Familie, unter Kollegen untreu werden oder in Drogengeschäfte verwickelt sind? Oder schätzen wir Menschen, die, obwohl sie alt, gebrechlich und vielleicht arm und nicht beneidenswert sind, innerlich aber gesund und strahlend schön? Sein äußerliches Erscheinen kann ein Mensch nur begrenzt verändern, seinen inwendigen Menschen kann er aber bedeutungsvoll veredeln. Jakobus musste seine Glaubensgeschwister daran erinnern: „Hat nicht Gott die vor der Welt Armen auserwählt, reich im Glauben und Erben des Reiches zu sein, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen verachtet.“ (Jak 2,5.6). Wenn auch tausende Menschen berühmte Persönlichkeiten vergöttern, muss ein wahrer Christ das Maß nach geistlichen Kriterien richten.

W. E.