Den meisten Christen ist ihr Glaube sehr wichtig. Wie man dieses lebenswichtige Ziel nicht verfehlt wurde in unsrer Predigt vom 22.11.2009 erklärt. Weil das Thema aktuell ist, wollen wir die Predigt hier als aktuellen Beitrag wiedergeben.
Glauben, bekennen, bezeugen und beweisen
Es geht darum, würdig zu sein, einmal in die selige Ewigkeit eingehen zu können. Unser Ziel ist es, einmal Jesus zu sehen und ewig mit ihm, sowie mit allen anderen Kindern Gottes und allen Engeln Gemeinschaft zu haben. Das ist unser aller Ziel, danach streben wir und das ist auch richtig. Aber es ist auch erforderlich, dass wir beobachten und prüfen, ob wir auch recht stehen. Wohl sind wir zu diesem Ziel hin ausgerichtet, doch Jesus sagte: „Viele werden hineinzugehen suchen und werden es nicht können“ (Lk. 13,24). Das ist das Gefährliche. Mit Traurigkeit nimmt man bei manch einem wahr, dass er danach strebt, hineinzukommen, es ihm aber vermutlich nicht gelingen wird. Im Hinblick auf jemand anderen mögen wir denken: „Dieser wird bestimmt hineinkommen.“ Doch mit Sicherheit können wir auch dies nicht sagen, denn Jesus spricht: „Viele Erste werden Letzte und Letzte Erste sein“ (Mt. 19,30). Darum sind wir keine Richter. Wir können es vielleicht ahnen oder von jemand eine bestimmte Meinung haben, aber ganz gewiss kann niemand beurteilen, wie es um das Heil eines anderen steht. Wir lesen jedoch auch in der Bibel, dass jeder Mensch vor dem Abscheiden ein gewisses Zeugnis bekommt, das man nicht leugnen kann. Doch auf uns, die wir noch auf dem Weg sind, trifft das Wort des Apostels Paulus zu, in dem es heißt: „Wir sind wohl selig, aber in der Hoffnung“ (Röm. 8,24). Denn wir sind noch im Glauben und nicht im Schauen. Wir müssen glauben und eine feste Gewissheit haben, aber dennoch sind wir noch im Kampf, sodass wir noch nicht sagen können: „Ich habe es erreicht“, oder wie der Apostel Paulus schreibt: „Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben; eines aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil. 3,13-14). Das lasst uns tun, danach lasst uns streben.
Was umfasst jedoch dieses Streben? Was ist dazu nötig, um dies auch wirklich in der Tat beweisen zu können? Ich möchte uns hierzu ein Wort aus der Apostelgeschichte bringen. Wir lesen dort vom Kerkermeister, der sich in der Nacht, da Paulus und Silas sich im Gefängnis befanden, bekehrte. Er stelle die Frage: „Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich errettet werde?“ (Apg. 16,30). Was hat Paulus ihm da geantwortet? „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus““ (Apg. 16, 31). Der Glaube wurde gefordert, sonst nichts. Ist dies nun alles, was nötig ist, um in den Himmel zu kommen? Müssen wir nur glauben und sonst nichts mehr tun? Als die Juden fragten: „Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken?“, antwortete Jesus ihnen: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ (Joh. 6, 28-29) Auch hier wurde nur der Glaube gefordert und sonst nichts.
Ist das aber alles? Nein, das ist nicht alles, aber das ist das Notwendigste am Anfang. Denn wir lesen ja auch in der Bibel, dass selbst die Dämonen glauben, doch sie zittern (Jak. 2,19). Es hilft nämlich dem auch nicht, der weiß, dass es einen Gott gibt, aber nicht seinen Geboten entsprechend lebt. Der Glaube, der hier gefordert wird, beschränkt sich nicht lediglich auf die Anerkennung Jesu als Gottes Sohn. Ich muss darüber hinaus auch glauben, dass er für meine Sünden gestorben und somit mein persönlicher Retter ist. Es bedeutet, das Geschenk der Erlösung anzunehmen, indem ich meinen sündigen Zustand erkenne und ausrufe: „Herr, vergib mir meine Sünden!“ Wenn wir uns den Schächer am Kreuz vor Augen führen, so sehen wir, dass er nur diesen Glauben hatte. Er hatte gesagt: „Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst“ (Lk. 23,42). Das war alles. Und Jesus sagte: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk. 23,43). Dies bezieht sich jedoch, wie gesagt, auf die Bekehrung. Der Mensch muss glauben, dass Gott ist „…und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird“ (Heb.11,6). Wenn ich ihn anrufe und ihn um Vergebung bitte, so ist es wichtig, dass ich nicht daran zweifle, dass Gott mir die Sünden vergibt. Es gibt ja Menschen, die dies bezweifeln und daher jahrelang darum ringen. Sie meinen, weil sie so belehrt wurden, dass man sich durchringen muss. Was ist dieses Durchringen? Dieses Durchringen ist nichts anderes, als Unglaube. Wenn wir die Bibel lesen, so sagt sie uns ganz klar und deutlich: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit“ (1. Jo. 1,9). Wenn ich dies bezweifle und flehe: „Herr, vergib mir meine Sünden!“, und damit vielleicht stunden-, tage- oder jahrelang fortfahre, wie manche behaupten, dass es notwendig sei, so beweist dies, dass ich der Schrift nicht glaube. Ich gründe meinen Glauben nicht auf die Bibel, sondern auf ein gewisses Gefühl, auf gewisse Zeichen, die geschehen sollen oder auf eine Anerkennung von Jemandem, der bezeugen kann: „Ja, du bist jetzt bekehrt, du bist jetzt durchgedrungen“. Das ist alles menschlich.
Weiterhin sagt uns die Schrift, dass, wenn wir an die Erlösung durch Jesus Christus glauben, wir auch unsere Sünden bekennen müssen. Wir lesen, dass das ganze Land Juda an den Jordan kam und seine Sünden bekannte. Auf dieses Bekenntnis hin wurden sie dann auch von Johannes dem Täufer getauft. Das Bekennen ist also das nächste, was der Mensch tun muss. Es nützt nichts, wenn der Mensch glaubt, dass Gott existiert, dass er seinen Sohn gesandt hat und dieser für unsere Sünden gestorben ist. Dies alles errettet ihn nicht, wenn er seine Sünden nicht bekennt. Ich habe schon viele Menschen angetroffen, die mir sagten: „Wofür soll ich denn Buße tun? Ich habe nicht getötet, ich bin immer ein ehrlicher Mensch gewesen. Ich habe nicht gehurt, habe nicht die Ehe gebrochen. Ich habe keinen Diebstahl begangen. Wofür soll ich denn Buße tun? Ich bin ein gerechter Mann, ich habe nicht gesündigt. Du kannst mich keiner einzigen Sünde beschuldigen.“ Es mag sein, dass Gott sie vor groben Sünden bewahrt hat, aber durch vieles, von dem sie vielleicht meinen, dass es keine Sünde sei, haben sie sich doch vor Gott schuldig gemacht. Es heißt ja, dass alle Ungerechtigkeit Sünde ist und wir uns auch versündigen, wenn wir es unterlassen Gutes zu tun, sofern wir die Möglichkeit dazu haben (1 Jo. 5,17; Jak. 4,17). Bist du allem nachgekommen, hast du das alles erfüllt? Kannst du dich wirklich vor Gott rechtfertigen und behaupten, dass du nicht gesündigt hast? Gott wird dir das alles vor Augen führen. Es ist wichtig, dass man seine Sünden bekennt; zum einen vor Gott.
Und wenn man vor Gott seine Sünden bekannt und Vergebung der Sünden empfangen hat, so ist auch ein Bekenntnis vor Menschen wichtig. Die Schrift spricht nicht nur viel vom Glauben, sondern auch vom Bekennen. Dies Bekennen geschieht durch die Taufe, indem ich vor Gott, den Engeln und den Menschen bekenne und bezeuge, dass ich in Sünden tot war und zu einem neuen Leben mit Gott auferstanden bin. Jesus sagte: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ (Mr. 16,16) Wenn Gott mir meine Sünden vergeben hat, ich mich aber auch vor der Regierung versündigt habe, indem ich etwa gestohlen habe oder ganz persönlich vor einem Menschen schuldig geworden bin, indem ich ihn vielleicht beleidigt oder misshandelt habe, so muss ich dies auch in Ordnung bringen. Ich muss kommen und um Vergebung bitten. Man muss zurückerstatten, was man sich nicht auf rechte Weise angeeignet hat. Wird es mich retten, wenn ich Gott um Vergebung bitte, aber dieses und jenes nicht in Ordnung bringen will? Wenn ich meine Schuld nicht auch vor den betreffenden Menschen bekennen will, so wird meine Bekehrung nicht vollkommen sein. Das Bekenntnis ist wichtig für uns alle. Wichtig ist aber ebenfalls, dass wir auch andere Dinge bekennen. Wir lesen zum Beispiel in der Apostelgeschichte, dass manche Zauberei getrieben haben oder sich Wahrsagen ließen. In solch einem Fall ist es wichtig, ein öffentliches Bekenntnis abzulegen, damit man vom Anspruch dieser Geister frei wird, mit denen man einst in Kontakt war. Besonders in der heutigen Zeit sind viele belastet. Es gibt viele Menschen, die zu Psychiatern oder zu Wahrsagern gehen. Solche Menschen sind belastet und leiden häufig unter Schlaflosigkeit, Ängsten, Depressionen und vielen anderen Dingen, die von diesen Geistern hervorgerufen werden. Daher ist es in dieser Hinsicht wichtig, ein öffentliches Bekenntnis abzulegen.
Aber ist das schon alles? Nein, das ist immer noch nicht alles. Wenn ich Gott meine Sünden bekannt habe, dann ist es wichtig, dies auch zu bezeugen, nicht nur zu bekennen. Wenn ich dies nicht vor den Menschen und vor der Gemeinde bezeuge, ja, überall, wo ich bin, dann bin ich darin dem Herrn nicht vollkommen wohlgefällig. Wir sollen Zeugen sein. Gott erwartet von einem jeden von uns, dass wir ein Zeugnis ablegen. Wir lesen in der Offenbarung, dass bezüglich jener, die in weißen Kleidern einhergingen, die Frage gestellt wurde: „Woher sind sie gekommen?“ (Off. 7,13). Da hieß es, dass sie durch ihr Zeugnis überwunden haben. Wir lesen von den Aposteln nicht, dass sie zu Anfang große Predigten hielten. Ihre größte Aufgabe bestand darin, ein Zeugnis abzulegen, von dem, was sie gesehen und was sie mit Jesus erlebt hatten. Sie waren lebendige Zeugen des Lebenswandels, des Sterbens und der Auferstehung Jesu. Dieses Zeugnis hatte gewirkt. Auch wir müssen uns ein Beispiel davon nehmen. Jesus nimmt es ernst mit dem Bekenntnis. Er sagt: „Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ (Mt. 10,32) Wenn uns Menschen ansprechen und wissen wollen, warum wir anders sind, als andere Menschen, dann dürfen wir nicht sagen: „Ich bin gut erzogen“, oder „Meine Mutter war fromm“. Wenn wir nicht bezeugen, was Jesus an uns getan hat und nicht bekennen, dass wir Christen sind, dass wir Kinder Gottes sind und die Erlösung wirklich in unserem Leben erfahren haben, dann trifft das Wort Jesu auf uns zu, in dem es heißt: „Wer aber mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ (Mt. 10,33)
Darum ist es wichtig, dass wir bekennen und von dem zeugen, was Jesus an uns getan hat. Wir müssen bezeugen, dass Jesus uns unsere Sünden vergeben hat und dürfen nicht still sein. Als die Jünger Jesu bei dessen Einzug in Jerusalem riefen: „Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Lk. 19,38) und die Pharisäer zu Jesus sagten: „Lehrer, weise deine Jünger zurecht!“ (Lk. 19,39), da sprach Jesus: „Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien“ (Lk. 19,40). Wie ist es aber bei uns? Wie reagieren wir auf all das, was Gott an uns getan hat? Sind wir lau und träge? Sind wir vielleicht auch wie die Propheten im Altertum, die Gott als stumme Hunde bezeichnete, die nicht bellen können? Wenn wir nicht zeugen und still sind, so kann Gott dies niemals gefallen und billigen. Wie auch immer wir uns entschuldigen mögen, Gott erwartet ein Zeugnis von uns, wie auch Jesus dies von den zehn Aussätzigen erwartete, die er geheilt hatte. Doch nur einer kam zurück und lobte Gott. „Wo sind die neun?“, fragte Jesus. „Sind denn nicht zehn Aussätzige rein geworden?“ (Lk. 17,17). Wie steht die Frage heute an uns? Kommen wir alle dieser Aufforderung Jesu nach oder gehen manche ihres Weges, still, wie stumme Hunde und meinen, dass dies alles selbstverständlich sei, weil Gott gezwungen ist, so an uns zu handeln? Man kann natürlich nicht wissen, wie ein jeder denkt, aber die meisten Menschen geben Gott nicht die Ehre. Sie bezeugen nicht, was Gott an ihnen getan hat. Jesus aber sagte: „Ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ (Apg. 1,8) Jesus fordert von uns, dass wir bezeugen, was er an uns getan hat, – dass er uns unsere Sünden vergeben hat. Wenn er uns den Heiligen Geist geschenkt oder uns gesund gemacht hat, so müssen wir dies bezeugen und dürfen nicht still sein. Wenn Gott uns in einer Gefahr bewahrt hat, so müssen wir auch davon zeugen und ihn dafür loben und preisen. Wir dürfen Gott nicht einfach nur im Stillen danken. Dann wäre das Werk nicht vollkommen. Wir sind nicht vollkommen wohlgefällig vor Gott, wenn wir dem nicht nachkommen. Gott erwartet von uns mehr. Wenn wir ihm nur im Stillen danken, so genügt dies nicht. Gott will außerdem, dass wir unsere Dankbarkeit vor allen bezeugen.
Wir sollen aber nicht nur mit dem Mund bezeugen, dass wir seine Jünger sind, sondern unser äußerer Mensch muss auch davon ein Zeugnis geben. Unser Wandel und unsere Kleider, unsere Frisur, unser Benehmen und vieles mehr müssen davon zeugen, dass wir Kinder Gottes sind. Es ist nicht so, wie in manchen Bewegungen gelehrt wird, dass Gott das Äußere nicht ansieht und nur auf das Herz schaut. Menschen, die so etwas glauben, sind betrogen. Jesus sagte: „Reinige zuerst das Inwendige des Bechers, damit auch sein Auswendiges rein werde.“ (Mt. 23,26) Solche, die glauben, dass das Äußere keine Rolle spielt, kommen dieser Aufforderung Jesu nicht nach. Sie meinen, dass das Inwendige der Schüssel zu reinigen genüge, und das Äußere, das an der Schüssel unrein ist, das braucht man nicht zu reinigen. Dies aber hat Jesus nicht gelehrt. Jesus sagte, zuvor nur soll das Inwendige gereinigt werden, auf dass das Äußere auch rein werde. Wenn das Inwendige wirklich ganz rein ist, dann kann das Äußere nicht unrein bleiben, denn das wäre ein Widerspruch. Beide Seiten müssen harmonieren. Wenn meine Kleider nicht einem wahren Kind Gottes entsprechen, dann zeigt dies, dass mein Herz nicht in der rechten Stellung zu Gott steht. Ich stehe nicht so geweiht und gehorsam vor Gott, wie er es haben will.
Meine Kleider zeugen dann davon. Ich erinnere mich an Alex, einen fünfjähreigen Jungen, der einem Mann, mit dem er im Gespräch war, entgegnete: „Deine Kleider zeigen nicht, dass du ein Christ bist. Solche Kleider, wie du sie trägst, tragen die Christen nicht“. So musste dies ein Fünfjähriger einem erwachsenen Mann sagen! Er konnte bereits erkennen, dass die Kleidung jenes Mannes einem wahren Kinde Gottes nicht entspricht. Wir müssen es genau nehmen, denn wir werden nicht nur von Kindern beurteilt, sondern der Apostel Paulus sagt: „Denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen“ (1. Kor. 4,9). Die Welt und auch die Engel schauen auf uns. Wenn ich mit meinem Munde biblische Wahrheiten bezeuge, aber meine Kleidung nicht mit dem Zeugnis meines Mundes übereinstimmt, dann ist mein Zeugnis nichtig. Wir müssen sehr wohl mit unserem Mund bezeugen. Wenn wir mit Ungläubigen ins Gespräch kommen, so müssen wir bezeugen, dass wir in der Wahrheit sind. Wir müssen ihnen erklären, was die Wahrheit beinhaltet, was die wahre Lehre Gottes von einem Menschen fordert. Das darf nicht verschwiegen werden. Wir dürfen nicht still sein und andere Religionen oder Bewegungen tolerieren und uns somit neutral verhalten, wie manche es fordern. Bei Christus gibt es keine Neutralität. „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“, sagte Jesus. (Mt. 12,30) Darum betrachtet Jesus auch unsere Handlungen, ob sie wirklich von der Wahrheit zeugen.
Um die Wahrheit zu bezeugen, müssen wir uns auch in der Bibel auskennen. Ich habe von einer Begebenheit gehört, wo eine Krankenschwester anwesend war, als ein Mann im Sterben lag. Jener Mann wollte von der Krankenschwester wissen, was er tun solle, um gerettet zu werden, da er erkannt hatte, dass er ein Sünder war. Doch sie konnte ihm nichts antworten, weil sie selbst nicht bekehrt, weil sie selbst kein Kind Gottes war. Sie konnte ihm nichts sagen. Wenn aber ein Bekehrter, welcher weiß, was zu sagen ist, die Wahrheit verschweigt… Wir, als Kinder Gottes, müssen solchen Unbekehrten sagen, was notwendig ist, um errettet zu werden. Jemand, der am ertrinken ist, greift auch nach einem Strohhalm. Wenn wir einem solchen nun nicht das Rettungsseil zuwerfen und sagen: „Ergreife dieses Seil, und du wirst gerettet!“, dann sind wir schuldig. Dann kann es sein, dass diese Seele uns einmal vor Gott beschuldigen wird und sagt: „Ich war in einer Lage, in der ich nicht erkennen konnte, was zu tun ist. Und dieser Mensch wusste es, aber er verschwieg es mir, er hat nicht die Wahrheit bezeugt und mir gesagt, auf welche Weise ich gerettet werden kann“. Gott nimmt es wirklich sehr ernst. Wir dürfen nicht meinen, dass wir eine neutrale Stellung einnehmen können, dass wir uns zurückhalten müssen, um niemanden anzutasten oder zu beunruhigen. Vielmehr erwartet Gott von uns ein Zeugnis. Wenn wir in der Wahrheit sind, dann müssen wir die Wahrheit auch bekennen und bezeugen, es sei denn, dass wir auf Widerstand stoßen. Ein Mensch aber, der suchend ist, muss die Wahrheit erfahren, wie der Apostel sagt: „Stehe bereit zu gelegener und ungelegener Zeit“ (2. Tim. 4,2). Es ist wichtig, dass wir mit Allem bezeugen: mit dem Mund bezeugen, mit dem Äußeren, ja, mit unserem ganzen Wandel, wie es in einem Lied heißt: „Zieret dein Wandel die Lehre, die herrliche Lehre des Herrn; lebst du vor ihm völlig heilig, folgest du ihm immer gern? Dass, wenn die Welt dich betrachtet, Jesum sie in dir kann sehn“ (Evangeliumsklänge, Nr. 16).
Die Welt gibt auch auf unser Temperament Acht. In den Sprüchen 21, Vers 24 lesen wir, dass ein Mann in seinem Zorn seinen Stolz beweist. Wenn ein Mensch beim Fehlverhalten Anderer sich sofort ungeduldig zeigt, so offenbart er dadurch seinen Stolz. Wenn ein Mensch aufbrausend ist, so zeigt er damit seine Lieblosigkeit. An solchen Eigenschaften zeigt sich sein Mangel an Liebe, an Demut, an Ergebenheit u.v.m. Wenn man einen Menschen betrachtet, der in großer Not ist, der vielleicht schwer krank ist, so kann man manchmal beobachten, wie ein solcher Mensch sich verändert. Er war stolz, wie ein Palmbaum, von dem der Psalmist spricht, der grünte und der groß und prächtig war. Was ist nun aber aus ihm geworden? Im Russischen gibt es ein Sprichwort, in dem es heißt: „Er ist stiller als das Wasser und niedriger als das Gras geworden“. Mancher, der erhaben und aufbrausend war, ist ganz still und niedrig geworden. Was hat ihn nun zu diesem Sinneswandel geführt? Es war das Schicksal, das über ihn gekommen ist. Erst dadurch konnte er lernen, demütig zu sein, wie auch der König Nebukadnezar, der ebenfalls stolz war. Doch Gott kann die Stolzen erniedrigen, er kann sie zur Demut führen. Dieser Nebukadnezar ließ, nachdem Gott ihn gedemütigt hatte, ein Schreiben in alle Städte seines Reiches senden, mit der Ermahnung, dass man nicht stolz sein dürfe. Er bezeugte vor der ganzen Welt, wie Gott ihn gedemütigt hatte. Gott helfe uns, dass wir nicht in eine solche Demütigung kommen, sondern uns bei Zeiten lieber selbst demütigen, anstatt hoch daherzukommen und aufbrausend im Zorn zu sein, wodurch unsere Ungeduld offenbar wird. Gott hat Mittel und Wege uns still zu machen, uns zu erniedrigen. Ich habe schon oft jenen Mann erwähnt, über den sich die Leute wunderten, weil er so sanftmütig geworden war. „Lukas, warum bist du so weich?“, fragte man ihn. „Weil man mich weich geknetet hat“, erwiderte er dann. Er hatte viel Bedrängnis durchgemacht und war oft unter harten Menschen gewesen, die ihn so lange geknetet hatten, bis er ganz weich geworden war. Er hatte gelernt, sanftmütig zu sein und diese Sanftmut auch gegen harte Menschen zu erweisen. Aber bis dahin hatte er nicht gewollt. Wenn der Mensch nicht will, so hat Gott Mittel und Wege, ihn dort hinzuführen, wo er ihn haben möchte. Wenn wir es nicht von selbst lernen, dann liefert Gott uns solchen groben Menschen aus. Er übergibt uns der Behandlung solcher Geister, die er gewähren lässt, um uns zu demütigen, um uns geduldig zu machen, um uns in der Liebe wachsen zu lassen und Freundlichkeit zu zeigen. Darum sollen wir nicht nur mit dem Mund bezeugen, dass wir Kinder Gottes sind, sondern auch mit unserem Temperament, mit unseren Werken – mit unserem ganzen Leben. Daher möchten wir uns befleißigen, dem auch nachzukommen. Auf meinem Arbeitsplatz, zu Hause, ja überall muss ich bezeugen, dass ich ein Kind Gottes bin und dass ich in der Wahrheit bin. Alles muss davon zeugen.
Auch die Kindererziehung muss davon zeugen, dass ich in der Wahrheit bin. Wenn wir sagen, dass wir in der Wahrheit sind, aber unsere Kinder benehmen sich so laut und ungezogen, wenn wir Besuch bekommen, dass der Gast gar nicht zu Wort kommen kann, so zeugt dies nicht von der Wahrheit. Wenn unser Wandel nicht in allen Aspekten des Lebens davon zeugt, dass wir in der Wahrheit sind, so ist das Bekenntnis unserer Lippen ungültig. Die Menschen werden es dann nicht annehmen. Auch Gott nimmt solch ein unvollkommenes Zeugnis nicht an. Gott gefällt ein solches Zeugnis, bei dem alles übereinstimmt – wenn das Zeugnis unseres Mundes mit unserem Wandel übereinstimmt: zu Hause, auf der Straße, auf der Arbeit, wo wir auch sind. Wir müssen in unserem Wandel überall beständig sein und überall ein und dasselbe Gesicht zeigen, nicht viele Gesichter haben. Darum müssen wir glauben, wir müssen bekennen, wir müssen bezeugen, aber das Wichtigste ist, dass wir es in der Tat beweisen. Gott führt es im Leben oft so, dass unser Glaube geprüft wird, zum Beispiel in Not, in Krankheit, in Sorgen. In solchen Situationen muss sich der Glaube bewähren. Als Jesus auf dem Meer war und die Wellen ins Boot schlugen, da weckten die Jünger ihn auf und riefen: „Meister, Meister, wir kommen um!“ (Lk. 8,24). Daraufhin entgegnete Jesus ihnen: „Wo ist eurer Glaube?“ (Lk. 8,25). Beweisen wir unseren Glauben? Er muss in den schwierigsten Momenten unseres Lebens bewiesen werden. Die Menschen wollen, dass wir unseren Glauben beweisen, nicht nur bezeugen. Wie zeigst du deinen Glauben in deinem praktischen Leben? Auch Gott will es sehen. In allen Lagen – in Not, in Gefahr, in Krankheit muss sich unser Glaube beweisen. Glauben wir an Gott oder nicht? In einem Lied heißt es: „Es deuchte mir ein andrer sollt nie erschrocken sein, dem Feinde zu begegnen und schlagen mutig drein; doch aber ich erbebte, wenn es zum Kampfe ging“ (Lied Nr. 174) Wenn es beispielsweise um die Heilung einer Krankheit geht, – wir werden geprüft, und wir müssen den Glauben beweisen. Wir müssen es beweisen, dass wir glauben, dass bei Gott alle Dinge möglich sind.
Wir müssen auch unsere Liebe beweisen. Der Apostel Johannes sagt: „Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!“ (1. Joh. 3,18). In 2. Korinther 8, Vers 24 sagt der Apostel Paulus: „Erbringt den Beweis eurer Liebe“. Jakobus schreibt: „Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester dürftig gekleidet ist und der täglichen Nahrung entbehrt, aber jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht das für den Leib Notwendige, was nützt es?“ (Jak. 2,15-16). Beweisen wir dadurch, dass wir barmherzig sind? Nein, sondern indem wir geben und Opfer bringen. Auf solche Weise bezeugen wir unsere Liebe zu den Bedürftigen. Gott will, dass wir nicht nur von Liebe sprechen, sondern uns in den schwierigen Momenten und in Trübsal als rechte Freunde, als rechte Kinder Gottes erweisen. Das ist wichtig.
Im Bezug auf unsere Weihe will Gott, dass wir unsere völlige Hingabe beweisen. Erstens sollen wir vor allen bezeugen können, dass wir den Heiligen Geist empfangen haben, indem wir Gott alles auf den Altar gelegt haben. Es ist gut, wenn wir solch ein Zeugnis ablegen können. Aber genügt dies? Nein, es ist nicht genug, wenn ich es nur bezeuge. Ich muss es auch in meinem Leben beweisen, und zwar vor vielen Zeugen, die auf meinen Wandel acht geben. Die anderen sehen, ob ich mich ganz Gott geweiht habe, ob meine Zeit, meine Kräfte, meine Familie – ob alles, was ich habe ganz dem Herrn geweiht ist. Ich muss sagen können: „Herr, führe du, regiere du in meinem Leben. Ich will alles nur zu deiner Ehre verwenden“. Dies muss bewiesen werden. Wir können es nicht geheim halten. Wenn wir es auch versuchen sollten verheimlichen, so werden die Menschen es doch erkennen. Wir müssen uns auch immer im Klaren darüber sein, dass Gott es registriert. Wenn auch die Menschen es nicht beachten sollten, so nimmt Gott es doch wahr. Er wird dies alles in sein Buch aufschreiben.
Wenn ich so über die Weihe nachdenke, so muss ich sagen, dass ich schon vielen Menschen begegnet bin, die weinen, weil sie so viel zusammengespart haben und auf einmal alle ihre Ersparnisse zu Spreu geworden sind. Sie weinen und klagen über ihr Schicksal. Wir befinden uns immer noch in der Finanzkrise und wissen, dass in der Welt so manche reiche Leute viel angespart haben und auf einmal ganz arm geworden sind. Ihre jahrelangen Bemühungen Geld anzuhäufen, sind zunichte geworden. Sie haben nichts mehr. Sie können nichts mehr erwarten. Sie mögen für ihr Alter gespart haben, aber die Bank ist bankrott. Es gibt jedoch eine Bank, die nie bankrott sein wird, die auch die besten Zinsen gibt. Das ist die Himmelsbank. Jesus sagte, dass wir dort unser „Geld“ aufbewahren sollen. Dort ist unser Vermögen sicher, weil dort kein Dieb nachgraben wird. Wenn wir dort unser „Geld“ anlegen, so haben wir einen ewigen Schatz und machen uns auch Freunde, die uns in die himmlischen Hütten aufnehmen werden. Aber so mancher, der hier angespart hat, dessen Vermögen ist auf einmal zunichte. Wer für sich anspart und Gott nichts geben will, dem lässt Gott es widerfahren, dass der Teufel ihm auf einmal alles raubt.
Wir werden auch auf die Treue geprüft. Wir singen in einem Lied, dass die Treue belohnt wird. „Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen.“ (Mt. 25,23) Wer im Geringen treu ist, der wird auch im Großen treu sein. Unsere aktuelle Losung hinter dem Rednerpult heißt: „Ein treuer Mann wird viel gesegnet.“ (Spr. 28,20) Gott prüft, ob wir mit dem anvertrauten Gut treu umgehen. Unser ganzes Leben ist eine beständige Prüfung auf die Treue. Der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 2, Vers 4: „Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft.“ Wie können wir dies beweisen? Durch das Überwinden, d.h. indem wir die Welt, allen Irrtum und schließlich auch uns selbst überwinden. Dies beweist den Geist und die Kraft. Es äußert sich nicht durch Schreien, nicht durch Klatschen oder Hüpfen. Dies ist kein Anzeichen für den Heiligen Geist. So etwas kann der Teufel auch nachahmen. Aber zu welchem Stand und zu welcher Handlungsweise ist er nicht in der Lage? Er kann sich nicht erniedrigen, er kann sich nicht demütigen, er kann nicht um Vergebung bitten. Den Geist und die Kraft zu beweisen bedeutet, sich erniedrigen zu können, indem man beispielsweise niedrige Dienste übernimmt und sich als Diener erweist. Dies zeugt von wahrer Größe. Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht. Jesus erwies seine Größe in seinem Dienen. „Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch“ (Joh. 13,13). „Ich aber bin unter euch wie ein Diener“ (Lk. 22,27). Dies beweist die Kraft, dies beweist die Höhe, nicht etwa das Schreien und das sich Großstellen vor den Menschen. Das beweist nicht die Kraft des Heiligen Geistes. Sie beweist sich in unserem Dienst, wenn wir wirklich die Haltung eines Dieners einnehmen und uns erniedrigen wollen.
In Hebräer 6, Vers 11 sagt der Apostel Paulus, dass ein jeglicher denselben Fleiß beweisen soll. Wie viel wird davon gesprochen. In einem Lied heißt es: „Lasst uns die Fleißigsten sein, lasst uns die Eifrigsten sein“ (Evangeliumsklänge, Nr. 509). „Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt.“ (Joh. 15,8) Das ist es, was Gott sehen will. Darin sollen wir uns beweisen. Es gilt nicht nur, dies immer wieder zu erwähnen, sondern es auch in der Tat zu beweisen. Unser Eifer für das Reich Gottes muss sichtbar werden. Wir sollen nicht nach dem Irdischen trachten, sondern nach dem Reich Gottes. Als Jesus bei den beiden Schwestern zu Besuch war und Maria zu seinen Füßen saß und zuhörte, da sagte Jesus: „Maria hat das gute Teil erwählt.“ (Lk. 10,42) Marta war sehr beschäftigt, allerdings mit irdischen Angelegenheiten. Jesus aber sagte: „Maria hat das gute Teil erwählt.“ Es ist viel zu tun, um Menschen zum Glauben zu führen, es ist viel zu tun, um Menschen im Glauben zu stärken, es ist viel zu tun mit unseren Kindern, mit unserer Jugend. Es gibt viel Arbeit. Gott ruft. Er ruft besonders nach einer Jugend, die geistlich kräftig, geistlich gesund ist, die auch die entsprechenden Gaben hat. Die Jugend muss eifrig und brennend im Geist sein. Gott will es so haben und er will, dass es in der Tat bewiesen wird. Es sollte nicht so sein, wie es bei manchen der Fall ist, die kurz vor dem Tod stehen und erst dann so recht eifrig werden wollen, wenn sie keine Möglichkeit mehr dazu haben. Sie wünschen sich dann noch einige Lebensjahre, um für den Herrn zu wirken, aber oft ist es dann zu spät. Der Tag ist vorüber; es kommt die Nacht, da niemand mehr wirken kann. Darum, solange es Tag ist, solange man jung und gesund ist, sollen wir diesen Eifer beweisen, nicht erst im Alter ihn suchen zu beweisen.
Zum Schluss möchte ich noch darauf aufmerksam machen, wie Petrus Jesus nach der Auferstehung begegnete und Jesus ihm dreimal die Frage stellte: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe“, (Joh. 21,15) antwortete Petrus daraufhin. Der Herr wiederholte diese Frage zum zweiten-, zum dritten Mal und jedes Mal bezeugte Petrus: „Ja, ich liebe dich.“ Gott sei Dank! Doch Jesus fragt auch uns – vielleicht einmal pro Tag, vielleicht auch dreimal, vielleicht aber auch dreißig Mal. Sollen wir dann nur bezeugen, nur glauben? Nein, wir müssen es auch beweisen. Wir müssen es in der Tat beweisen, dass wir Jesus lieben. Petrus fragte den Herrn: „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal?“ (Mt. 18,21). Was hat Jesus ihm daraufhin geantwortet? Er sagte: „Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmal siebenmal“ (Mt. 18,22). Man kann auch die Frage stellen: „Wie oft sollen wir geduldig sein am Tag?“ Wir müssen beständig geduldig sein, worin ich mich selbst auch üben muss. Wenn ich aber Jesus betrachte, der doch Gottes Sohn war und sehe, wie er trotzdem ausrief: „Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen?“ (Mk. 9,19). Es ist nicht immer so einfach, aber Gott gibt die Kraft dazu. Wir müssen zu Jesus kommen und von ihm lernen, wie viel er erduldet hat, wie er immer die Unverständigkeit der Menschen und alle ihre Schwachheiten ertragen hat. „Tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann“, heißt es in 1. Thessalonicher 5, Vers 14. Wie oft am Tag sollen wir diese Schwachheiten tragen? Beständig. Gott lässt es zu, dass wir immer wieder aufs Neue geprüft werden. Der Apostel sagt: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe. (Rö. 8,36)
Wie oft soll ich sagen: „Weiche von mir, Satan!“, wenn schlechte Gedanken kommen? Reicht es einmal, reicht es siebenmal? Nein, siebzigmal siebenmal – fortwährend. So soll es sein. Diese Kämpfe hören nie auf. Wir dürfen nie müde werden, wie es in einem Lied heißt: „Hier gibt es keinen Stillstand und keinen Ruheort, drum lasset uns vorwärts gehen.“ (Lied Nr. 137) Müde werden bedeutet zurückzugehen, denn Stillstand ist Rückgang. Ein Sportler muss beständig trainieren, um in Form zu bleiben. Auch ein Musiker muss regelmäßig üben. Wenn er einen Tag nicht spielt, merkt er schon am nächsten Tag, dass er den einen Tag nicht gespielt hat. Wenn er drei Tage nicht gespielt hat, so merken es seine Freunde, wenn er aber einen Monat nicht gespielt hat, so merken es auch die anderen Leute. Es muss eine beständige Übung geben. Gott sei Dank, dass er uns jeden Tag so viele Möglichkeiten gibt! Er hilft uns, uns in Liebe und Geduld zu üben. Er prüft auch unsere Weihe und unsere Demut. Er prüft uns fortwährend! Und das ist auch gut für uns. Es ist gut, dass wir so viele Kämpfe und Anfechtungen haben, denn diese erhalten uns in der rechten Form, sodass wir im Glauben und in der Liebe nicht schwach werden. Dafür müssen wir Gott immer danken. Gott helfe uns, dass wir die Dinge aus dieser Sicht betrachten können und nicht darüber klagen, wie schwer diese Zeit ist. Gott gibt uns immer alles Nötige, was wir brauchen – die Kraft, seinen Beistand, seinen Trost. Er will uns dadurch nur tüchtiger machen und uns läutern, damit wir immer reiner werden. Im Alten Testament heißt es, dass das Gold siebenmal geläutert wird. Reicht es denn nicht wohl einmal? Ist es nicht genug, wenn man das Gold einmal erhitzt und dann alle Schlacken auf einmal beseitigt? Nein, es muss siebenmal geprüft werden. Und wir fragen: „Ist es genug, wenn wir siebenmal am Tag in solch einen glühenden Ofen hineinkommen?“ Nein, das ist nicht genug. Wenn wir auch siebzig Mal hineingehen, so müssen wir Gott immer danken, denn es ist nur zu unsrem Besten. Es schadet uns nicht, denn Jesus will nur die Schlacken wegnehmen. Er will nur das wegnehmen, was ihm nicht wohlgefällig ist. Er will den fleischlichen Sinn wegnehmen. Der Geist aber wird dadurch gestärkt. Gott helfe uns, dass wir nicht müde werden, sondern immer vorwärts gehen und unserem Meister, Jesus Christus, immer ähnlicher werden. Gott helfe uns dazu allen aus Gnade. Amen.
H. E.