Es gingen einst drei Menschen miteinander denselben Weg. Der eine war ein einäugiger Schuhmacher von der Ruhr, der andere ein Kettenschmied aus dem Limpurgischen, der mit seinem Söhnlein aus der Stadt heimkehrte. Der Kettenschmied war mit seinem Sohn beim Arzt gewesen, und hatte dort die traurige Nachricht erhalten, die Augen des Knaben seien wohl beide verloren. Der Schuhmacher blieb mitleidsvoll stehen, und blickte dankbar zum Himmel empor, denn er hatte sein Auge erst in späteren Jahren verloren; und hier sah er ein sechsjähriges Kindlein, das bald beide Augen verlieren sollte und dann eine lange Finsternis vor sich haben würde. Er redete mit dem Kettenschmied und wurde immer trauriger, denn der Vater war eigentlich auch blind – geistlich blind; er wusste nämlich nichts von seinem Herrn und Heiland. Da erzählte er ihm mancherlei von dem guten Hirten, der manchmal das Herz eines Menschen anrühre, wenn er seine Hand will. Dem Kettenschmied aber gefiel die Rede nicht, und er sagte dem Schuhmacher voll Zorn, er solle seines Weges gehen und ihn nicht missionieren. Er sei alt genug, um zu wissen, was er zu tun habe. „Gern, gern, guter Freund“, sprach der Schuhmacher, „Glück auf die Reise und gute Besserung für euer Kind.“ Der Schmied schritt rasch weiter.
Als er aber etliche Schritte voraus war, rief der Schuhmacher ihm zu: „Wartet ein wenig, ich wollte Euch noch etwas sagen! Lieber Freund, macht dass Ihr in die Hölle kommt!“ „In die Hölle?“ „Ja, denn seht, Ihr könntet es wahrhaftig im Himmel gar nicht aushalten. Es ist Euch doch schon zu viel, die halbe Stunde mit einem Christen zu gehen. Wie wollt Ihr denn eine Ewigkeit im Himmel unter vollkommenen Gerechten aushalten? Wer den Himmel nicht in den Himmel mitbringt, der findet auch dort nur die Hölle.“