Schlagwörter: Haltung, Menschenherz, Nachfolge, Welt

Jeder Mensch hat das Bedürfnis ein glückliches Leben zu führen, denn ohne diese Glücksgefühle wäre es unfreundlich, unangenehm und grau. Das Glücklich sein ist mit einem Wohlbefinden, Freude und Zufriedenheit verbunden. Mir liegt es auf dem Herzen nicht über kurzdauernde Glücksgefühle, die man zum Beispiel beim Empfang eines Geschenkes empfindet, sondern über Freude und Zufriedenheit zu sprechen, die uns das ganze Leben begleiten können. Hauptsächlich werden wir uns im folgenden Text den Nebenwegen zuwenden, die nur vermeintlich zum Glück führen.

Tief im Gedächtnis sind mir die Bilder von Ludwig Richter geblieben. Sie zeigen den Alltag der Deutschen im 19. Jahrhundert. Zu sehen sind Szenen aus dem Familienalltag der Bauern: Frauen mit Kindern, Männer, die von der Feldarbeit zurückkehren und andere Menschen, wobei mehrere eine glückliche und zufriedene Ausstrahlung haben, obwohl sie nur ein bescheidenes Leben führen. Daraus kann man erkennen, dass Reichtum und Vergnügen nicht zu innerem Glück führen, sondern die Gewissheit das Richtige im Leben getan zu haben. Wie übereinstimmend sind diese Bilder mit den Worten im Buch Prediger 3:14-15: „Ich erkannte, dass es nichts Besseres bei ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben gütlich zu tun. Aber auch, dass jeder Mensch isst und trinkt und Gutes sieht bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ Auch Apostel Paulus hat in 1. Tim. 6:8 festgestellt: „Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“

Es gibt unangenehme Dinge, die leider auch über uns kommen und uns unglücklich machen, wie Missgeschick und Rückschläge, Krankheit und Tod, Untreue und Hass. Obwohl man in dieser Situation ausharren und überwinden müsste, versucht der Mensch einen Seitenweg einzuschlagen und die Realität zu ignorieren oder von ihr mit Berauschungen zu fliehen. Dies können häufig angewandte Mittel wie Alkohol und Drogen sein, aber auch das Ausüben einer Tätigkeit bis zur äußersten Erschöpfung. Andere wiederum versuchen aus jedem Tag einen Festtag zu machen um sich abzulenken. Leider lassen sich innere Probleme dadurch nicht lösen. So schreibt auch der fromme Spitta:

»Wie bleibt bei allem Überflusse
der Kopf so hohl, das Herz so leer!
Wie ziehet hinter dem Genusse der ekle Überdruss einher!
Man prasst und schwelgt und wird nicht satt,
man ruht sich aus und bleibt doch matt! «

Folglicherweise ist der Kummer für eine begrenzte Zeit vergessen, aber das Verlangen des Herzens kann dadurch nicht ersetzt werden. Der Mensch ist oft nicht ehrlich mit sich selbst: was nicht verändert werden kann, wird aus dem Bewusstsein verdrängt.

Wie ähnlich ist es im geistlichen Leben! Wir als Christen sind glücklich, wenn wir die Gebote befolgen, die uns zu unserem Wohl vom allwissenden Schöpfer gegeben sind. Viele wiedergeborene Christen können dem zustimmen und man findet es auch so in der Schrift im 112. Psalm, Vers 1: „Halleluja! Glücklich der Mann, der den HERRN fürchtet, der große Freude an seinen Geboten hat!“ Ebenso schreibt David im Psalm 119,1: „Glücklich sind, die im Weg untadelig sind, die im Gesetz des HERRN wandeln.“ Und weiter finden wir in Jesu Bergpredigt mehrere Seiner Seligpreisungen. Fest steht, dass die innere Zufriedenheit mit der Gewissheit verbunden ist, dass man Gott wohlgefällig lebt.

Manche glauben, dass sie nach der Bekehrung ein unbekümmertes, ruhiges Leben erwartet. Aber im geistlichen Leben hat Gott uns verordnet, einen Kampf zu führen. „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen!“ (1. Tim. 6,12) Doch wie unangenehm und schmerzhaft ist es, dem eigenen „Ich“ und den eigenen Wünschen abzusagen; sich selber einer Erziehung zu unterstellen und Jesus nachzufolgen! Man will gerne Jesus ähnlicher werden, aber dann müsste man mit Lieblingsgewohnheiten brechen und eigene Anschauungen korrigieren! Man will sich gerne mehr Zeit zum Gebet und Bibellesen nehmen, aber immer wieder schieben sich andere „wichtigere“ Aufgaben dazwischen, die erledigt werden müssen. Man will jemanden Liebe erweisen, aber man stellt fest, dass Zeit und Geld geopfert werden müssen. In frommen Büchern findet man Begebenheiten, die als Vorbild dienen und man würde gerne ebenso handeln, aber auf die Bequemlichkeit und den gewohnten Komfort mag man nicht verzichten.- Wenn immer wieder nach dem Willen unserer eigensüchtigen Natur und nicht nach dem Geist gehandelt wird, sind Enttäuschung und Klagen das tägliche Lied. Man wird dadurch unglücklich und versucht sein Gewissen durch andere Taten zu beruhigen, merkt aber nicht, dass man sich selbst betrügt und einen Nebenweg betritt, der nicht zu dem richtigen Ziel führt.

Ein weiteres Problem im christlichen Leben kann mit dem Unmut der Israeliten in der Wüste verglichen werden. Da ekelte es den Israeliten der von Gott gegebener Manna an. Obwohl sie gesund war, so weinten sie doch und wollten „die Fische, Melonen und Zwiebeln“ aus Ägypten schmecken (4. Mo. 11). In der heutigen Zeit ziehen manche die koffeinhaltige Cola der gesunden Milch vor, da diese nach ihrer Meinung besser schmeckt und zu einem gesteigerten Wohlbefinden führt. Im geistlichen Leben begnügt man sich nicht mit dem Wort Gottes, sondern sucht sich eine Steigerung: schlichte Freudigkeit, Friede und Dankbarkeit wird durch übertrieben lautes Singen und Klatschen aufgebläht. Aber dieser Nebenweg führt nicht zur Herzensruhe.

So mancher hat einen guten Anfang gemacht: Nach der Wiedergeburt entsteht eine Liebe zu dem Nächsten, ein Drang verlorene Seelen zu Gott zu führen. Doch mit der Zeit wird das Feuer der Liebe immer schwächer und bald durch den Gegenwind der Verachtung, des Unverständnisses oder anderen Widerwärtigkeiten zum erlöschen gebracht. (Luk. 8:13) Dem Verlangen nach hohen Idealen steht eine Ablehnung zum Dienen und sich zu erniedrigen gegenüber. Für das Fleisch ist es viel angenehmer sich mit einer Tätigkeit zu beschäftigen, die Ehre und Erfolg einbringt, als durch die wahre Nachfolge Jesu verachtet und wie ein Verlierer dazustehen. Angenehmer ist es zum Essen eingeladen zu sein, als andere zu bedienen. Angenehmer, von allen Achtung und Respekt zu genießen, als übergangen und übersehen zu werden (Joh. 12:43). Wer zu Hause in der Familie nicht ein Licht sein kann, der gibt sich wenigstens äußerlich schick angezogen in dem Versammlungshaus als ein braver Christ aus. Ein moderner Pharisäer könnte gut mit dem von Jesus aufgeführten Pharisäer mithalten, welcher im Tempel seine Vorzüge und Verdienste aufzählte (Luk. 18:11.12). Man will sich Christ nennen, aber nicht sein Kreuz auf sich nehmen und Jesus nachfolgen. Man fühlt sich im eigenen Verhalten bestätigt, wenn viele in der Gemeinde das gleiche tun und beruhigt sich damit. Der Feind unserer Seele ist mit diesem Selbstbetrug sehr zufrieden! Auch diese Nebenwege führen ins Leere!

Apostel Paulus warnt in 1. Thess. 5:7: „Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht, und die da betrunken sind, sind bei Nacht betrunken“. Wir sollen aber nicht denen gleichen, die da „schlafen, betrunken, bei Nacht“ sind, sondern ehrlich die eigenen Fehler bekennen und später alles mit Gottes Kraft in Ordnung bringen. Wenn wir wie David Gott bitten „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken!“ (Ps. 139:23), dann können wir klar und deutlich unsern geistlichen Zustand sehen. Schenken wir unser Herz dem Herrn Jesus, dann können wir unser Herz durch den Glauben rein erhalten. Denn „In seiner Macht hat er uns alles geschenkt, was wir zu einem Leben in liebevoller Ehrfurcht vor Gott brauchen…“ (2. Petr. 1:3 NeÜ) Und das macht einen Christen wirklich glücklich!

W. E.