Wagnis – ein Wort unserer Zeit! Wenn wir es nur hören, so durchzuckt es unser Gehirn, die Muskeln straffen sich. Unsere Gedanken durchziehen dann vielleicht mit Sven Hedin, dem kühnen Forscher, das ferne Tibet; überkreuzen mit Eckener die Ozeane. Wagnis- die Welt horcht gespannt auf, wenn Männer es wagen, Gut und Blut für eine Sache einzusetzen, deren Ausgang sehr zweifelhaft und unsicher erscheint. Aber sie wagen das Äußerste. Ganz besonders ist jungen Menschen Wagemut und Tatendrang eigen. Sie möchten etwas erreichen. Aber in dieser Zeit der Irrungen und Wirrungen wird die Kraft der Jugend nur zu oft in falsche Bahnen gelenkt. Jugend will etwas wagen, will etwas leisten, an einer großen und hehren Sache helfen.

Aber Wagnis mit Gott! Haben wir das schon einmal gehört? „Bah“ – magst du sagen, – “ ist das auch schon ein Wagnis?“ Nun, so höre! Erfordert es nicht Mut, in einer Zeit der Oberflächlichkeit und Gottentfremdung sich bewusst auf die Seite Christi zu stellen; da die Frommen für dumm und rückständig verschrien, sich offen für Gott zu bekennen? – Sie alle, die es wagen, in dieser Zeit mit Gott zu gehen, sind Helden, Kämpfer, im wahrsten Sinne. Die Memmen und Feigen aber sind auf der anderen Seite; denn was nimmt es für einen Mut, mit dem Haufen zu rennen? –

Wir brauchen eine Jugend, die es mit Gott wagt! In einer Versammlung sagte einmal ein Prediger: „Was könnte Gott Großes tun, wenn ein junger Mensch sich Ihm ganz hingeben würde!“

Luther vollbrachte eine überaus mutige Tat, als er trotz großer Hindernisse und Schwierigkeiten sich nicht abhalten ließ, sich auf dem Reichstag zu Worms zu verteidigen. Gott hat seinen Wagemut belohnt. Manche Irrtümer wurden durch ihn beseitigt und der Gottesdienst auf eine persönliche Grundlage gestellt. Sein größtes Werk aber war es, dass er die Bibel, das teure Wort Gottes, in unsere deutsche Sprache übersetzte und sie jedermann nahe brachte. Und Gott konnte weiter wirken. Auch Spurgeon, der große Volksredner und Evangelist, hat es erfahren, dass es sich lohnt, das Wagnis mit Gott zu unternehmen. Er war ein junger Mann von 16 Jahren, als er sein Herz Gott übergab. Wunderbar konnte Gott durch ihn wirken, und er war vielen zum Segen. Noch heute sind seine Schriften für jeden Christen von großem Werte.

Heute, da uns das Licht des Evangeliums wieder hell und klar strahlt, brauchen wir auch Menschen, die es wagen, ihr Leben in den Dienst Christi zu stellen. Graf Zinzendorf war noch ein junger Mann, da er unter das Bild des Gekreuzigten mit der Inschrift: „Das tat ich für dich,“ die bekannten Worte schrieb: „Was tust du für mich?- Das ist die Frage Jesu, die auch uns angeht. Und was sollen wir antworten? „Herr, ich will es mit dir wagen, als ein echter Christ durch die Welt zu gehen.“ Er ist es wert, dass man Ihn ehrt und sich in Seinem Dienst verzehrt!

Von Mose, dem bewährten Mann Gottes, berichtet die Bibel, dass er es viel lieber wagte, mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung Ägyptens zu haben; denn er sah auf die Belohnung. Das ist richtunggebend für unsere Einstellung: Sehen wir auf die Belohnung, mit anderen Worten, auf das herrliche Ziel. Gleich den mutigen Männern, die bei ihren Unternehmungen nicht auf die Schwierigkeiten achten, sondern unentwegt das Ziel im Auge haben, so auch wir!

Leider gibt es immer wieder Menschen, die es nicht mit, sondern gegen Gott wagen. Wie schrecklich es solchen aber geht, möchte ich nur an einem Beispiel aus der Bibel zeigen. Belsazer, König eines großen und mächtigen Reiches, hatte viel gewagt und war dadurch zu Erfolg und hohen Ehren gekommen. Da alles ihm untertan war, stieg er in seiner Vermessenheit so weit, es gegen Gott zu wagen. Bei einem großen Fest ließ er die heiligen Tempelgeräte hervorholen, füllte einen Becher mit Wein, erhob sich von seinem Thron und rief nach den Worten eines Dichters aus: „Jehova, ich spreche dir ewig Hohn, ich bin der König von Babylon.“ Etwas Furchtbares, es zu wagen, gegen Gott Stellung zu nehmen! Da, die Worte waren kaum verklungen, ging eine Hand hervor, die schrieb an die weiße Wand: „Menne, menne, tekel. “ Gewogen und zu leicht erfunden! Und Belsazer, der König, verfärbte sich, weißer als die Wand, und er wurde noch in derselben Nacht umgebracht. – Jene Hand ging hervor zum Gericht. Wer es aber mit Gott wagt, wird erleben, dass nicht eine Hand gegen ihn hervorgeht, sondern zwei Hände werden sich segnend auf sein Haupt legen. Kein Menne-Tekel wird erscheinen, aber eine Stimme, liebreich und mild, wird sagen: „Wohl, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Das ist die große Belohnung, auf die wir hier schon unser Augenmerk richten sollen. Wer willig ist, kann es heute noch erfahren, dass es sich lohnt, das Leben mit Gott zu wagen.

E. Seer